Von geheizten Straßen und von der Vernunft

Zum Streit um Heizpilze zwischen GRÜNEN und Stadt Detmold

Ob der Detmolder Bürgermeister wohl die Lokalzeitung liest? – Dann müsste er zum Thema Klimapolitik genug wissen? Also über: vertrocknete Wälder, Hochwasser, Stürme, 1,5°-Ziel, Fridays for Future, Glasgow-Konferenz …  

 

Spätestens nachdem die „LZ“ am 04.11.2021 auf der Titelseite vom „Horrorszenario“ mit „2,7 Grad Erhitzung“ berichtet hat, sollte doch jedem klar sein: In der Klimapolitik darf es kein Abwarten mehr geben. Wir alle müssen dringend, schnell und umfassend umsteuern. Und CO2 sparen wo immer es geht.

 

Zum Beispiel, indem wir zum Weihnachtsmarkt auf „Heizpilze“ verzichten. Zugegeben: die machen nicht den meisten Dreck. Aber leicht verzichtbaren, denn der Großteil der erzeugten Hitze wärmt nicht die Füße der Glühwein-Konsumenten, sondern geht in die Luft und heizt die Atmosphäre.

 

Teures Sparen und billiges Verschwenden

Wie verrückt sind wir eigentlich? Wir betreiben mit viel Geld einen Riesen-Aufwand, um in unseren Gebäuden Energie zu sparen: durch hoch-effiziente Brenner, ausgeklügelte Heizungssteuerung – und vor allem, indem wir durch aufwendige Maßnahmen (Energiesparfenster, Wärmedämmung …) die einmal erzeugte Wärme im Haus halten; Stichwort: „Nicht die Straße heizen!“ Und dann tun wir genau das: Die Straße heizen! Weil Gas und Strom offenbar immer noch zu billig sind.

Deshalb wollen die Detmolder GRÜNEN, dass die Stadt im anstehenden Vertrag mit den Weihnachtsmarkt-Beschickern einen Heizpilz-Verzicht festschreibt.

https://gruene-detmold.de/2021/10/28/keine-heizpilze-mehr/

 

Die Reaktion des Bürgermeisters: Die Verträge seien schon weit gediehen (aber – wie man dann erfährt - längst nicht unterschriftsreif, so dass eine entsprechende Klausel sehr wohl noch eingefügt werden könnte). Und vor allem: Warum „dieser Antrag nicht früher gekommen“ sei. Falsche Frage, Herr Bürgermeister (die nachher dennoch beantwortet werden soll). Die richtige Frage wäre: Warum sind Sie, Herr Bürgermeister, nicht selbst auf die Idee gekommen? Wo Sie doch so stolz auf Ihre „Nachhaltigkeitsstrategie“ sind, die Sie „in das alltägliche Verwaltungshandeln wie selbstverständlich integrieren, und so zu einer zukunftsfähigen Verwaltung werden“ wollen (www.detmold.de). Und die Antwort auf die Frage „warum nicht früher?“: Der Antrag IST früher gekommen. Die GRÜNEN haben ihn so ähnlich bereits mehrfach gestellt. Zuletzt war er im Mai 2019 im Stadtentwicklungsausschuss (gemeinsam mit einem Bürgerantrag mit derselben Intention). Das Protokoll zu dem Punkt lässt sich zusammenfassen: „Die Verwaltung will mal sehen …“. Und? Herr Bürgermeister, was haben Sie gesehen? Und vor allem: Was ist geschehen?

Andere sind vernünftiger

Im Übrigen meint der Bürgermeister: Warum soll Detmold aktiv werden? Das soll doch „an anderer Stelle geregelt“ werden. Das alte Lied (nicht nur) in der Klimapolitik: Sollen doch andere machen. Tatsächlich: Andere haben schon längst gemacht: Viele Städte verzichten bereits auf Heizpilze, zumindest auf öffentlichen Flächen, z. B.: München,  Ludwigsburg, Tübingen und andere. In Berlin hat ein Verwaltungsgericht bereits das Heizpilzverbot bestätigt (www.heizpilz.org).

 

Dass Heizstrahler in Hamburg von öffentlichen Flächen schon 2017 weitgehend verbannt wurden, bezeichnete die „ZEIT“ als einen „Siegeszug der Vernunft“.

 

Vernunft? Ob das auch was für Detmold wäre?