Querkicker und lustige Holhackerbuam

Vielversprechender Auftakt: Straßentheater-Festival in Detmold

g.wasa     -     Detmold.     -     Das Theater als Höhere Lehranstalt für Querdenker? – Diese Definition war mir schon immer sympathisch. Deshalb fand ich die Idee zunächst auch gar nicht so verquer, das Detmolder Straßentheater-Festival mit Querkickern starten zu lassen.

 

Die Eröffnung

 

 

Und dem Detmolder Bürgermeister Rainer Heller bot diese Konstellation die Möglichkeit, gleich zweifach zu glänzen: Erstens, indem er das – durchaus querdenkerisch – als „Bildstörung“ bezeichnete „Europäische Straßentheater-Festival“ eröffnete und mit berechtigtem Stolz daran erinnerte, dass seine kleine Stadt jetzt schon zum 18. Mal Gastgeberin ist für „künstlerische Performances in all ihrer Vielfalt“.

 

 

Bestätigt durfte er sich fühlen, als Clair Howells, Vorsitzende des Bundesverbandes Theater im öffentlichen Raum, konstatierte, es käme nicht auf die Größe einer Stadt an, sondern auf ihr kulturelles Engagement und dabei Detmold bescheinigte, in künstlerischen Kreisen einen hervorragenden Ruf zu genießen.  

 

 

 

 

 

FOOOOTBALLLL

 

 

Und dann – zweitens – ging oder besser: lief der Bürgermeister auch noch mit gutem Beispiel voran: als Mitwirkender bei der ersten Veranstaltung des Festivals: einer von der Bulgarin Veronika Tzekova ausgedachten „Land-Art-Installation-Gruppenperformance“ unter dem Titel FOOOOTBALLLL:

 

 

(Foto: Veronika Tzekova / Bildstörung)

 

 

Die vier O und L stehen für vier Mannschaften, die gleichzeitig mit einem Ball auf zwei quer übereinander gelegten Feldern spielen, auf vier Tore und jeder gegen jeden.

Originell – und für aufgeschlossene Fußballfans vielleicht ein Spaß - aber mehr auch nicht. Dass damit – wie im Programmheft angekündigt – „die individuelle Positionierung in der Gesellschaft, soziale Interaktion, Austausch und Auswahl metaphorisch in Frage“ gestellt würde, erscheint doch reichlich hochgegriffen. Zu sehen war einfach eine Kickerei, deren Regeln niemand (vom Zuschauer über den Schiedsrichter bis zur Erfinderin) so genau kannte und bei der weniger „die Strategien explodierten“ als dass die Mitspieler manchmal eher etwas ratlos wirkten. Aber schließlich waren die allermeisten dieser Mitspieler auch keine Profis, sondern – wie die Mitglieder der von Bürgermeister und Kämmerer angeführten Detmolder Stadtmannschaft – Freiwillige, die sich für diesen Spaß zur Verfügung gestellt hatten.

 

Holz - Muskeln - Artistik

Absolute Profis waren dagegen die vier belgischen Artisten um Claudio Stellato, die unter dem Titel „La Cosa“ eine fulminante Show boten. „Vier Kubikmeter Holz, vier Männer und vier Äxte“ – so einfach wird diese Performance angekündigt; dass sie auch noch zum „Kampf zwischen den Männern und dem Holz, zwischen Mensch und Natur“ hochgejazzt wird, vergessen wir am besten und genießen stattdessen die Kunststücke, die auf den ersten Blick so grobschlächtig wirken (Holzklötze werden mit Äxten zerlegt; Holzscheite werden aufgeschichtet, wieder umgeworfen und kreuz und quer über die Bühne geschleudert) ....

 

... und die doch höchste Anforderungen an die Artisten stellen: Anforderungen an ihre Körperkraft, an ihre Körperbeherrschung (aus vollem Lauf auf einen wirren Haufen von Holzscheiten zu stürzen, ohne ernsthafte Blessuren zu erleiden, muss man erst mal können!), an ihren Formen-  und Gleichgewichtssinn (wenn drei der Künstler ihren Kollegen unter einem scheinbar chaotischen Haufen von Holzscheiten begraben, dieser sich aber wenig später herauswinden kann, ohne dass das Gebilde einstürzt) und schließlich auch noch an ihr Taktgefühl: wenn sie mit ihren Äxten derart rhythmisch auf einen Holzklotz einschlagen, dass man sich fühlt wie in einem kleinen Schlagzeug-Konzert … Chapeau!

 

Ausblick

Zumindest diese Show mit Holz & Menschen war ein vielversprechender Auftakt für drei Festivaltage. Man darf gespannt sein auf insgesamt 24 verschiedene Inszenierungen von 22 Ensembles aus 12 Ländern!

 

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Fortsetzung folgt ....