Nobelpreis für einen Langweiler:

Jon Fosse –

dramatisches Genie oder Theaterfeind?

(g.wasa)     -     Jetzt hat er also den Literatur-Nobelpreis bekommen, der norwegische Autor Jon Fosse (über den Engländer einst spotteten, sein Vorname höre sich an wie „yawn“ – „gähnen“!) – Diesen Spott konnte ich besser nachvollziehen als die Entscheidung des Nobel-Komitees.

 

Dem Vernehmen nach verdankt er den Preis sowohl seinen Romanen als auch seinen Dramen. Einen seiner Romane habe ich noch nicht gelesen – und nach allem, was ich davon gehört habe, werde ich auch keinen lesen. Mit seinen Dramen habe ich mich in den Nuller-Jahren intensiv befasst. Ein bisschen habe ich jetzt wieder in dem einen und andern seiner Dramen geblättert – und sah keinen Anlass, mein Urteil von damals zu ändern: Fosse ist eine Zumutung.

 

Anstelle eines neuen Kommentars verweise ich einfach auf meine Verrisse von damals:

 

2001/10: Kammerspiele Paderborn: „Der Name“

            „37 Arten, im Jahr der Fische ‚Ja‘ zu sagen?

 

2002/x: Landestheater Detmold: „Die Nacht singt ihre Lieder“

            „Angriff aufs Publikum

 

2002/06: Bielefeld und Bochum: „Winter“

            „Vier Versuche, sich einem schwierigen Erfolgsstück anzunähern

 

 

Grundsätzliches

Um die Jahrtausendwende tauchte der norwegische Stückeschreiber Jon Fosse wie ein Komet am deutschen Theaterhimmel auf: er schien aus dem Nichts zu kommen und erreichte ganz schnell den Zenit. Seine Stücke wurden landauf-landab gespielt (in Detmold und Paderborn, in Bochum und Bielefeld ....) und allüberall hoch gelobt. Ich habe das nie verstanden; ich fand seine Sprache öde, zu Kommunikation nicht fähig; seine Stücke banal und langweilig (ein englischer Kritiker meinte einst, der norwegische Vorname Jon klinge wie das englische yawn – gähnen!). „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schreiben“ war sein Motto, und genau so klangen seine Texte!

 

Ich hatte zwei Thesen zum Theater-Phänomen Fosse:

 

  1. Fosse hätte durchaus gute Theatertexte schreiben können (als Beweis dafür diente mir eine Szene in seinem Stück „Der Name“) – aber er wollte nicht (was ich als Beleg für sein Können nahm, bezeichnete er selbst später als „Betriebsunfall“). Denn er bekannte ausdrücklich, das Publikum zu verachten, das nur ins Theater geht, um „sich selbst als bessere Menschen auszustellen“; denen einen Nicht-Text hinzurotzen, musste für den Theater-Hasser Fosse ein Vergnügen sein!  
     
  2. Noch größer war sein Vergnügen womöglich daran, dass dieses verachtete Publikum seine Machwerke auch noch toll fand So toll, wie die bornierten Höflinge in Andersens Märchen die Kleider des nackten Kaisers fanden ... (mehr dazu in „Winter – Vier Versuche, sich einem schwierigen Erfolgsstück anzunähern“).

 

Um auf den „Kometen“ zurückzukommen: Inzwischen ist Fosse kometengleich auch wieder verschwunden und macht allenfalls noch Schlagzeilen, wenn er erklärt, sich vom Theaterbetrieb zurückziehen zu wollen.