Afrikanische Impressionen in Detmold

Anita Bredes Bilder in der Produzentengalerie 13.14

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„Der Afrikaner erfährt die Welt vital im Bild und im Rhythmus … Das Bild bleibt ohne Wirkung, wenn ihm der Rhythmus fehlt. Der Rhythmus hat teil an der Substanz des Bildes; er vereint Zeichen und Sinn, Fleisch und Geist zu einem Ganzen. - Der Rhythmus entsteht aus der Wiederholung einer Linie, einer Farbe, einer Figur, einer geometrischen Form und ganz besonders aus den Farbkontrasten. Zeichnung und Kolorit dieser Figuren entsprechen weniger den Erscheinungen in der Wirklichkeit als dem inneren Rhythmus der Dinge.“

(Léopold Sédar Senghor)

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g.wasa     -     Detmold.     -     Diesen – man möchte betonen: lebhaften - Rhythmus, der nach Senghor das Wesen afrikanischer Kunst ausmacht, glaubt man wiederzuerkennen in den neuesten Bildern von Anita Brede, die zur Zeit in der „Produzentengalerie 13.14“ in Detmold ausgestellt sind: eine dynamische Abfolge von (graphischen) Elementen, von Formen und Farben, für die sich die Künstlerin die (Alltags?)-Arbeiten westafrikanischer Frauen zum Vorbild genommen hat.

..Anita Brede (links) mit Galeriekollegin Irene Schramm-Biermann

 

 

 

„Ich war noch nie in Afrika“, bekennt Anita Brede freimütig bei der Eröffnung ihrer Ausstellung, „habe mich aber lange für Afrika und afrikanische Kunst interessiert und mich damit beschäftigt“.

 

 

 

 

 

 

Dabei stieß sie auf einen Bildband über Wandmalereien in Westafrika, wie sie dort bei vielen Volksgruppen von Mauretanien über Senegal, Elfenbeinküste, bis hin nach Nigeria verbreitet sind.

 

Dabei handelt es sich – wie etwa auch beim Tuchfärben oder beim Töpfern - um traditionelle Arbeiten vor allem von Frauen, die in der Trockenzeit, wenn die Ernte eingebracht ist, ihre Lehmhäuser restaurieren: mit Dung und Urin, wobei schon erste feine Muster entstehen. Mit einfachen Werkzeugen, vielfach auch von Hand, werden die Wände dann mit Erdfarben bemalt, wobei – je nach Region – einfache geometrische Muster, abstrakte Formen, oder auch figürliche Darstellungen (Menschen, Kühe, Krokodile, Schlangen …) angebracht werden.

 

„Als ich diese archaische Form von Kunst entdeckte, faszinierte mich die Einfachheit und Farbgebung. Fast meditativ kreierte ich meine eigenen Farbgebungen, wie abstrakte Formen und Motive“, beschreibt die Künstlerin die Inspirationsquelle ihrer neuesten Arbeiten.

 

 

 

 

 

 

Unsere klassisch-europäischen Sehgewohnheiten werden wohl am ehesten von drei figürlichen Darstellungen angesprochen, welche afrikanische Frauen bei ihrer Arbeit zeigen – eine Meta-Darstellung, sozusagen, der afrikanischen Kunst.

 

 

Aber es lohnt sich auch, sich auf die ursprünglichen Motive einzulassen, die Farben, die Formen, den Rhythmus.

 

Eine aufgeschlossene Betrachtung der hier adaptierten ursprünglichen Kunst ermöglicht es  vielleicht, Senghors Unterscheidung zwischen europäischer und afrikanischer Kunst nachzuvollziehen:

 

Léopold Sédar Senghor wurde 1906 im damals noch französisch-kolonialen Senegal geboren, war dann Student, Künstler und (während des Zweiten Weltkrieges) Soldat in Frankreich, schließlich (1960 – 1980) erster Staatspräsident des Senegal nach der Unabhängigkeit. Für den Wanderer zwischen zwei Welten, für diesen Mittler zwischen afrikanischer und europäischer Kultur war die klassisch-europäische Kunst „(wenn auch korrigierte) Nachahmung der Natur“.

 

Im Schwarzen Afrika sei Kunst dagegen „Erklärung und Erkenntnis der Welt, nämlich sinnliche Teilhabe an den vitalen Kräften des Universums, an der vom Überwirklichen geschiedenen Realität“.

 

 

Ein aktuelles Element in der Ausstellung ist die wiederholte Verwendung des Motivs der mauretanischen Flagge, mit Halbmond und Stern als typischen Elementen der Flaggen zahlreicher islamischer Staaten. Dass Brede allerdings den islamischen, traditionell fünfzackigen Stern durch einen (ausgerechnet!) sechszackigen ersetzt, mag man als Demonstration gegen den Monopolanspruch mancher Religionen oder Ideologien interpretieren.

Die Ausstellung:

Afrikanische Inspirationen – Bilder von Anita Brede

vom 31.03.2019 – 04.05.2019

geöffnet: Samstag, 11:00 – 15:00 Uhr (und nach Vereinbarung)

 

Produzentengalerie 13.14

Richthofenstraße 16

32756 Detmold

 

mehr: www.13punkt14produzentengalerie.de

 

 

Die Künstlerin:

Anita Brede

 

  • Geboren: 1950, wohnhaft in Lemgo
  • 1974-1978 Studium an der Fachhochschule Bielefeld, Textildesign
    Naturstudien: Prof. Dorries-Höher
    Textil: Prof. Domachowski
  • 1983 Radierungen: Fachwerk Bad Salzuflen, Redzep Memisevic
  • 1987 Radierungen: Dagmar Diekmann
  • 1991 Freie Malerei: Schwalenberg, Pavel Richter
  • 1997 - 2000 Studium zur Psychologischen Beraterin an der Universität Bielefeld
  • 2000 - 2009 Freie Malerei, Schwalenberg
  • Aktmalerei, Berlin, Karoline Koeppel
  • Drucktechniken, Berlin, Abuzer Güler

Ausstellungen:

  • 2008 Gemeinschaftsausstellung Fachwerk Bad Salzuflen, Schwalenberg
  • 2010 Ausstellung Rathaus Bad Salzuflen
  • 2011 Gemeinschaftsausstellung Schwalenberg