Vom Punkt zum Akt

Anita Bredes aktuelle Bilder in der 13.14produzentengalerie

 

 

ohne Titel - 2010 - Acryl

Vom Punkt ....

g.WaSa     -     Punkte beherrschten die Ausstellung, die Anita Brede vor gut einem Jahr in der 13.14produzentengalerie in Detmolds Innenstadt gezeigt hatte.  Die meisten dieser Punkte waren sauber angeordnet – fast wie in Schubladen oder den Fächern eines Setzkastens; manche vermittelten auch den Eindruck stratigraphischer Schichten: wie eine Abfolge lockerer Sedimente zwischen massiven Gesteinsbändern. Insgesamt wirkten sie ein bisschen wie eine Fleiß-, um nicht zu sagen: Übungsarbeit. Die Wiederholung der Formen sowie die Einschränkung auf ein begrenztes Farbenspektrum (neben rot finden sich vor allem Schattierungen aus der Weiß-Grau-Schwarz-Skala) bringt die Gefahr der Langeweile mit sich. 

Dabei war schon in jener Ausstellung ein ausgeprägtes Gefühl Bredes für Farbe und Farbschattierungen nicht zu verkennen, etwa in den großen, lediglich in Blautönen gestalteten Flächen, deren Dramatik dann um so mehr ins Auge springt, wenn man sie im Kontrast zu den brav nebeneinander gesetzten Punkten sieht.

 

 

Und selbst mit Punkten vermag Brede zu beeindrucken – auf jeden Fall dann, wenn sie die mickrige Daumengröße und die brave Ordentlichkeit der Kreisform hinter sich lässt und stattdessen mutig Flächen gestaltet, die zwar immer noch als „Punkte“ angesehen werden können, aber in ihrer Form nicht mehr so regelmäßig, stattdessen freier, aufmüpfiger sind und in ihrer Größe einen Willen zur Dominanz ausstrahlen. Wenn dann auch noch die Farbpalette erweitert wird, dann stehen wir plötzlich staunend vor einem Bild wie der „Nr. 5“, das durchaus einen Raum zu beherrschen vermag. Noch etwas freier in der Formgestaltung, noch etwas kühner in der Farbwahl ist dann die Nr. 2: „Wow!“ – hier wird unübersehbar, dass Malen für Anita Brede Leidenschaft ist!

Diese Leidenschaft, diese Beherrschung der Farbe, dieser Wille zur Form verdient es, an einem spannenderen Motiv ausgelebt zu werden, als an den drögen Punkten. Und welches Motiv wäre dafür besser geeignet als der Mensch, als der menschliche Körper, der nackte zumal?!

 

So nahm man mit Interesse zur Kenntnis, dass Anita Brede sich in Zukunft verstärkt der Aktmalerei zuwenden will und erwartete mit Spannung ihre nächste Ausstellung.  

.... zum Akt

ohne Titel - 2013 - Acryl

Jetzt ist es soweit:

 

Am Sonntag, dem 16.08.2015, wurde in der 13.14produzentengalerie (s.u.) Anita Bredes „aktuelle“ Ausstellung eröffnet, die auch genau so heißt, wobei schon die Typographie auf den im Titel enthaltenen Hintersinn hinweist:

 

aktuell“


 

Dabei sollte man die adjektivische Grundbedeutung dieses Titels nicht allzu ernst nehmen: Man findet hier Arbeiten aus em Zeitraum von 2010 – 2015. Dabei hat Brede das Aktmotiv in unterschiedlichen Techniken durchdekliniert: von Bleistift- und Pastellkreide-Skizzen über Acrylmalerei bis zu den auch technisch aufwendigeren Linoldrucken und Radierungen. Doch Vorsicht: es handelt sich bei dieser Abfolge nicht unbedingt um eine streng chronologische, auch wenn der erste Eindruck das vermuten ließe (2012: Skizzen – 2013: Acryl – 2015: Acryl und Radierungen). Aber zwei ihrer eindrucksvollsten Acrylarbeiten entstanden bereits 2010 (die ganz oben wiedergegebenen Rückenakte).

Dennoch: Wer mag, kann in dieser Ausstellung Bredes Entwicklung als Aktmalerin nachvollziehen – auch anhand der ausgelegten Skizzenbücher, in denen sich frühe Phasen ihrer Werke bewundern lassen. Ja – bewundern, denn es ist beeindruckend, wie formsicher die meisten dieser Skizzen erscheinen, wie charakteristisch, wie „persönlich“ die Darstellungen sind!

Und das zieht sich durch die ganze Ausstellung: Die Werke zeigen Charaktere, zeigen erotisch-verführerische Persönlichkeiten, obwohl die Gesichter meist ausgespart, nur angedeutet sind (ohnehin scheint sie ein besonders Faible für Rückenakte zu haben).

 

In dieser liebevollen Darstellung von Persönlichkeiten spiegelt sich Anita Bredes Grundverständnis der Aktmalerei wider, das sie – zusammengefasst – so ausdrückt:

 

Ich brauche eine Gegenseitigkeit zwischen Modell und mir. Das Vertrauen, das mir das Modell schenkt, indem es sich mir zur Verfügung stellt, muss ich zurückgeben. Durch die Kunst der Aktmalerei halte ich die Zeit an, vertiefe mich in meine Arbeit als Künstlerin und befinde mich in einer Achtsamkeit zum Menschen. So gerate ich nicht nur mit dem Körper des Modells in Harmonie, sondern auch mit dem eigenen.  

 

 

 

 

 

 

 

ohne Titel  1 - 3

 

2015

 

Acryl

Übrigens zeigen alle ausgestellten Werke Frauenakte – bis auf den einen (wie die Künstlerin sagt) „Quotenmann“.

 

Anita Brede: Ich liebe den nackten Frauenkörper - vielleicht, weil ich selbst eine Frau bin". – Seltsam! Auch ich liebe den nackten Frauenkörper und dachte immer: weil ich ein Mann bin!

 

 

 

 

 

ohne Titel (1)

(Anita Bredes "Quotenmann")

 

2015

 

Radierung

Impressionen von der Ausstellungs-Eröffnung

 

 

 

Gut zu wissen:

aktuell“  ist 

 

von Sonntag, dem 16.08.15,

bis Mittwoch, dem 23.09.15, 

 

in der 13.14produzentengalerie in Detmold zu sehen.

 

Die 13.14produzentengalerie in der Richthofenstraße 16 (Fortsetzung der Langen Straße, also unmittelbar hinter der Fußgängerzone) wird von sechs lippischen Künstler-innen als nicht-kommerzieller Begegnungs- und Präsentationsraum betrieben; dazu gehört auch ein kleines, gemeinsam genutztes Atelier.

 

Die Galerie versteht sich als „Beitrag zur bildenden Kunst in OWL“.

 

Öffnungszeiten:

Mittwoch, 15:00 – 18:00 Uhr
Samstag: 11:00 – 14:00 Uhr