Kein Plastik mehr im Meer!

Engagierte Grabbe-Schüler und Stadt Detmold aktiv gegen Müll-Flut

Endlich: G7-Gipfel nimmt Thema aus Detmold auf

Was haben das Detmolder Rathaus und das bayerische Luxushotel Schloss Elmau gemeinsam? In beiden macht man sich Gedanken über der Verschmutzung der Weltmeere mit Plastikmüll !

 

Die „G7“, die Staats- und Regierungschefs von sieben großen Industriestaaten haben auf der Tagesordnung ihres diesjährigen Treffens im bayerischen Schloss – neben Klimaschutz, Entwicklungshilfe und anderen globalen Problemen – auch das Thema „Schutz der Meere vor Vermüllung“. Hehres Ziel von Angela Merkel, Barack Obama und Kollegen: den Verbrauch von Plastiktüten verringern!

So weit ist man in Detmold schon lange!

Schon seit ein paar Jahren gibt es hier die Aktion:

 

KEIN PLASTIK MEHR

KEIN PLASTIK-MEER

 

 

Jeweils zum „Tag der Umwelt“, Anfang Juni, machen Schüler/innen des Grabbe-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit dem städtischen Umweltschutz-Team auf das Plastik-Problem aufmerksam und bieten gleichzeitig Alternativen an:

 

Eine riesige – aus Plastikflaschen geformte – Skulptur über der Langen Straße lenkt die Aufmerksamkeit der Besucher des Detmolder Wochenmarktes auf den Aktionsstand des Grabbe-Gymnasiums. Dort gibt’s Informationen über Umfang und Folgen der Plastik-Flut; gleichzeitig können Marktkunden ihre Einkäufe aus den – leider immer noch marktüblichen – Plastiktüten in umweltzertifizierte Stofftaschen umpacken, die von den Schüler/innen verteilt werden und die – hoffentlich – in Zukunft die Plastiktüten ersetzen. 

Übrigens: Viele Marktstände fragen ihre Kunden bereits per Plakat: „Eigene Tasche mitgebracht?“ – ein Ergebnis der „KEIN PLASTIK MEHR“-Aktion vor einigen Jahren.

 

Beeindruckend-informative Ausstellung

Die diesjährige Aktion wird von einer Ausstellung im Detmolder Rathaus begleitet, die teilweise Plakate der „Müll im Meer“-Ausstellung des „Project Blue Sea“  einsetzt, zum überwiegenden Teil aber im Detmolder Grabbe-Gymnasium erarbeitet wurde.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 28.07.2015 im Detmolder Rathaus zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen (Mo – Do: 8:00 – 17:00 Uhr, Fr: 8:00 – 13:00 Uhr).

 

Eröffnet wurde sie am 2. Juni 2015 vom Detmolder Bürgermeister Rainer Heller, dem Schulleiter des Grabbe-Gymnasiums OstD Werner Klapproth sowie der Detmolder Klimaschutzmanagerin Sabine Gabriel Stahl. 

 

von links: Bürgermeister Rainer Heller, Klimaschutzmanagerin Sabine Gabriel Stahl, Schulleiter Werner Klapproth

 

Gabriel-Stahl, einst Begründerin und bis heute „gute Seele“ des Projekts,  vermittelte in ihrer Einführung, ebenso wie die Ausstellung selbst, eine Fülle von beeindruckenden – oder sollte man besser sagen: erschreckenden! ? – Details zum Thema „Umweltproblem Plastikmüll“.  -  Nur einige davon:

 

Die Plastiktüten-Flut

  • Ein Durchschnittsdeutscher lässt  sich jedes Jahr 70 Plastiktüten geben, bei der vierköpfigen Familie sind das 280 Stück. – Zugegeben, im Vergleich zu manchen anderen Ländern sind das noch kleine Mengen. – Aber:
     
  • Bei 70 Tüten pro Einwohner sammeln sich allein in Detmold gut 5 Millionen Tüten im Jahr an!
     
  • Mehr als 5 Milliarden sind es in ganz Deutschland.
     
  • 100 Milliarden in der EU.

 

 

25 Minuten – 400 Jahre

Und was passiert damit? Im günstigsten Fall trägt sie der Nutzer nach Hause und steckt sie in den Gelben Sack. Viel zu häufig landet die Tüte aber schon vorher in der Umwelt. Eine solche Plastiktüte ist durchschnittlich 25 Minuten im Gebrauch; wenn sie danach nicht recycled oder verbrannt wird, dauert es dann 350 – 400 Jahre bis sich der Kunststoff zersetzt hat! Bis dahin werden die Tüten vom Winde verweht, landen im Gebüsch, im Straßengraben, im Wald – selbst im Weltall konnte ein Astronaut aus der Raumfähre Atlantis heraus eine schwebende Plastiktüte auf ihrer Kreisbahn rund um die Erde fotografieren  (nach: SPIEGEL ). 

 

 

Weltmeere = Plastikmeere

Die meisten landen aber irgendwann in einem Bach und werden letzten Endes ins Meer geschwemmt – 7 Millionen Tonnen Plastikmüll sind es insgesamt pro Jahr - mit verheerenden Folgen:

 

  • Meeresströmungen transportieren den Müll rund um die Erde
  • es gibt keine „unberührten Strände“ mehr: an den europäischen Atlantikküsten (einschließlich Nord- und Ostsee) findet man bis zu 7 Abfallteile pro Meter
  • dabei  machen diese Funde nur etwa 1/6 des Mülls aus, der in die Weltmeere gelangt, ein weiteres 1/6 schwimmt draußen auf dem Wasser
  • in riesigen Strudeln sammeln sich gigantische Abfallmengen an: der bekannteste Müllstrudel hat sogar schon einen Namen: „Great Pacific Garbage Patch“ und ist so groß wie Zentraleuropa
  • riesige schwimmende Müllinseln gibt es aber auch im Atlantik, in der Nordsee und der Ostsee
  • und das ist nur „die Spitze des Müllberges“: die noch fehlenden 4/6 sinken in tiefere Wasserschichten oder ganz auf den Meeresboden, da viele Kunststoffe schwerer sind als Wasser
  • Meeresbewohner verfangen sich in Plastikteilen, werden verletzt oder ersticken
  • auch wenn Plastik lange nicht verrottet: die Abfälle werden aber spröde und schließlich durch Wellenschlag zerkleinert – sozusagen in „mundgerechte“ Bissen: Meerestiere haben keinen Begriff von Plastik; was im Wasser schwimmt, gilt für sie als Nahrungsmittel: Seehunde halten Plastiktüten für Quallen und fressen sie, kleinere Partikel werden mit Algen oder Plankton verwechselt und gefressen; das Ergebnis: die Tiere haben prall gefüllte  Mägen und verhungern dabei
  • stellenweise enthält Meerwasser sechs mal mehr Plastik als Plankton – und auch das Plankton reichert feinste Plastikteilchen in sich an
  • Weichmacher und Giftstoffe aus den Plastikabfällen vergiften nicht nur die Meeresbewohner, sondern reichern sich in der Nahrungskette an; Endstation: Mensch  - Na denn: Guten Appetit.
  • ...

 

Irrsinn!    Oder? 

Hoffnungsloser Irrsinn!    Oder nicht?

„So wie ein heftiger Regenschauer mit einzelnen Tropfen beginnt, so begann auch die Verbreitungs-Geschichte der Plastiktüte mit einzelnen Exemplaren. Im Lauf der Zeit wurden es immer mehr – heute sehen wir uns mit ganzen Tütenströmen konfrontiert. – Aber so, wie jeder noch so starke Regenguss sich irgendwann zunächst leicht abschwächt und dann ganz aufhört – so können sich auch die Plastikfluten wieder verringern. Ein erstes kleines Abflauen haben wir in Detmold schon geschafft.“

Mit diesen Worten bringt Sabine Gabriel-Stahl ihre Hoffnung zum Ausdruck, doch etwas gegen den Irrsinn machen zu können!  Und wirklich: Die G7 werden es jetzt ja wohl richten! Oder? Die Erfahrung nach inzwischen wieviel? Klimaschutzkonferenzen stimmt pessimistisch!

 

Gabriel-Stahls Hoffnung richtet sich auch eher auf die Arbeit vor Ort: das Engagement, das die Grabbe-Schüler/innen jetzt schon seit Jahren beweisen.

 

Schade, dass sich die Politik an denen kein Beispiel nimmt!

 

Siehe auch:

 

Umweltpolitischer Kommentar:

 

Der große Irrsinn und die kleine Hoffnung

Der Homo sapiens und seine Plastiktüte

"Jugend forscht"

Die Weltmeere beginnen in lippischen Gewässern

mehr ... 

 

 

 

Der Flyer zur Ausstellung

 

 

Stadt Detmold

 

 

Grabbe-Gymnasium