06.+07.10.: Das wird ein anstrengendes Wochenende ….

Vielversprechend: Tage der offenen Ateliers

g.wasa     -     Lippe.     -     Ein Höhepunkt des lippischen Kulturherbstes steht bevor: das Wochenende der „offenen Ateliers“. Nach dem Motto „zeitgenössische Kunst aus der Region für die Region“ (A. Peithmann) haben jedefrau und jedermann Gelegenheit, heimischen Künstlern und (vor allem) –innen von ganz nah über die Schulter zu sehen, ihre Werke kennenzulernen, Erläuterungen aus erster Hand zu bekommen und darüber zu diskutieren.

 

Im Vorjahr ist die – von der Lippischen Kulturagentur organisierte – regionale Kunstschau zur Enttäuschung vieler Produzentinnen und Interessenten ausgefallen (was einzelne Künstlerinnen nicht davon abhalten konnte, ihre Ateliers auf eigene Faust zu öffnen); und auch in Zukunft soll die traditionsreiche Veranstaltung wohl nur noch alle zwei Jahre stattfinden. Schade!

 

Doch 2018 ist es wieder so weit: am Samstag und Sonntag, dem 6. und 7. Oktober, jeweils 13 – 18 Uhr, haben in ganz Lippe ca. 65 Ateliers ihre Türen geöffnet, davon ein gutes Dutzend allein in Detmold. Darunter sind mehrere Gemeinschafts-Ateliers, so dass die Zahl der beteiligten Künstler noch deutlich größer ist.

 

 

Ein kleinformatiger aber informativer und ansprechend gestalteter Katalog hilft dem Kunstfreund bei der Vorauswahl – oder verstärkt (angesichts des reichen Angebots in knapper Zeit) die Qual der Wahl: da hat jedes beteiligte Atelier eine Seite zur Verfügung, auf der es sich mit einem Schaffens-Beispiel vorstellen kann (www.offeneAteliers-Lippe.de ).

 

 

Appetithappen: Vorschau in Schloss Brake

Gelegenheit, sich anhand einzelner originaler Appetithappen schon mal einen Eindruck zu verschaffen, bot eine Vorschau in Schloss Brake zwei Wochen vorab. Da gab’s zum optischen Vergnügen durch die ausgestellten Werke auch noch den akustischen Spaß eingängiger Jazzmelodien, den Doc Martin mit seinem „Intermezzo“-Trio bereitete.

 

Weniger beeindruckend waren die dabei dargebotenen Ansprachen: Verbandsvorsteherin Anke Peithmann hat freundlich die Gäste begrüßt, sich routiniert bei diesem Sponsor und jenem Berichterstatter bedankt und natürlich bei den Mitarbeitern für die geleistete Arbeit …  Hinsichtlich der dargebotenen Werke hat sie dann aber („als Volkswirtin“ – verständlicherweise?) gepasst und das Feld der Kunsthistorikerin und Organisatorin der Veranstaltung, Vera Scheef, überlassen – die sich allerdings im wesentlichen auch nur damit begnügt hat, die diversen Dankesbekundungen ihrer Chefin mit eigenen Worten noch mal zu wiederholen. Aber das war nicht weiter schlimm – Doc Martin hat im Anschluss daran wieder übernommen, und die Besucher hatten Gelegenheit, sich selbst – wenn auch ohne wissenschaftlich fundierte Einführung – einen Eindruck von den Werken zu verschaffen.

 

Diese Möglichkeit wurde denn auch rege genutzt …

 

… und es lohnte sich!

 

 

Beachtliche Qualität!

In den Vorjahren ( 2015, 2016 ) habe ich manchmal über dies oder jenes Kunstgewerbliche geätzt, so manche naive Banalität kritisiert. Dagegen weckt die diesjährige Vorschau die Hoffnung auf eine beachtliche Qualität in der ganzen Breite des Angebots.

So freut man sich nach der Vorschau schon auf den Besuch bei alten Bekannten: bei Angelika Leßmeier-Neuling mit ihren ausgeklügelten Farbkompositionen zum Beispiel; oder bei Anita Brede, die zwar für die Vorschau ein recht grobschlächtiges Beispiel aus ihren Akten ausgewählt hat, dafür aber im Katalog eine faszinierend-harmonische Frauenfigur zeigt – eine deutliche Weiterentwicklung seit dem letzten Jahr. – Vera Kunas‘ Grabenbild „Fosse 1“ könnte wie eine harmlose Sonntagsmaler-Landschaft wirken – wüsste man nicht von den anderen tief- bis abgründigen Landschaften der Künstlerin!

Mit den zwei Seelen in meiner Brust – einerseits Zahlenfetischist, andererseits mit einem kräftigen Hang zum Surrealen – freue ich mich sowohl wieder auf Irene Schramm-Biermanns mathematisch-geometrisch inspirierte Bilder, als auch auf geheimnisvolle Werke, wie sie in der Vorschau reichlich vertreten waren: Melanie Janz-ZimperfeldsZeitfluss“ oder Anne Roosen-MeyersKontaktaufnahme“, das einen zweiten und auch dritten intensiven Blick erfordert und verdient.

Fast fotorealistisch und doch geheimnisvoll: Mirka Mewa Machels Porträt „Tiziana“, das  - natürlich: vor allem wegen des Titels! – fast wie ein Renaissancegemälde wirkt. Im Kontrast dazu steht Sigurd Schades (ironische?) Behauptung, Rot sei „auch eine Farbe“. –

An Doris Lemberg-Hinsenhofens „Sackkunst“ der letzten Zeit fand ich zwar die politische Botschaft unterstützenswert, doch künstlerisch sagte sie mir wenig. Jetzt hat sie – ausgerechnet unter dem Titel „leichte Kost“ – ein paar ausdrucksstarke Rückentorsi angekündigt. Schon die Abbildung im Katalog fand ich so beeindruckend, dass ich die Originale keineswegs verpassen möchte.