Ein Farbenrausch
Angelika Leßmeier stellt in der pickArt-Galerie aus
g.WaSa Detmold - In wenigen Tagen ist offizieller Frühlingsanfang – üblicherweise mit der Erwartung verbunden, dass nach dem trüb-grauen Spätwinter wieder bunte Farben die Vorherrschaft übernehmen. Da passt es gut, dass Angelika Leßmeier aus ihrer reichhaltigen Sammlung eigener Werke eine farbenprächtige Auswahl zusammengestellt hat, die noch bis zum 12.04.2015 in der pickArt-Galerie zu sehen ist ( Ecke Leopold-/Schülerstraße in 32756 Detmold).
pickArt – eine Künstlerinnengruppe, die man kennen sollte
pickArt – das ist eine Gruppe von einem guten Dutzend bildender Künstlerinnen aus Detmold und Umland, die sich 1991 zusammengefunden haben und seither durch eine Reihe eindrucksvoller Projekte aufgefallen sind: durchaus mal politisch („Künstler gegen Ausländerfeindlichkeit“, 1993; „Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus“, 2001; „Hände für den Frieden“, 2002).
Sie zeigen sich auch der Region verbunden – nicht nur in Form der Homonymie zwischen dem Gruppennamen und dem lippischen Nationalgericht: in ihrer Ausstellung „weit weg – verflixt nah“ (2013 im Ziegeleimuseum Lage) widmeten sie sich der – für die lippische Sozialgeschichte so bedeutsamen – Wanderarbeit.
Oder sie gehen – im „Hermannsjahr“ 2009 – auf Spurensuche nach Thusnelda, der Frau des Helden („thusnel.de“, Freilichtmuseum Detmold).
Überhaupt geben sie sich gerne feministisch – wenn man mit „feministisch“ den Umstand bezeichnet, dass sie „immer wieder auf die besondere Situation und auf die besonderen Fähigkeiten von Frauen im Allgemeinen und von Künstlerinnen im Besonderen aufmerksam gemacht“ haben, wie es Irene Below ausdrückt, die den pickArt-Frauen dabei neben „Sachverstand“ auch „Witz“ attestiert – gerade letzteres ist leicht nachvollziehbar, wenn man sich etwa den Kalender zum Thema „Autoerotik“ (2010) ansieht, in dem die Macherinnen augenzwinkernd (oder soll man sagen: mit einem frechen Grinsen) eingeschliffene Erwartungen enttäuschen.
Seit 2011 betreiben die pickArtistinnen die „Temporäre Galerie“ an der Ecke Leopoldstraße / Schülerstraße.
Angelika Leßmeier, die pickArt 1991 mitbegründet hat, zeigt hier jetzt vom 15.03. - 12.04.2015 eine Auswahl aus ihrem malerischen Werk der letzten Jahre (Kontakt: siehe Ausstellungsflyer )
Farbige Landschaft ... spricht für sich
Auf den ersten Blick dominieren leuchtende Farben die Ausstellung. Ein tiefblaues Meer, zum Beispiel, unter einem leuchtend-blauen Himmel, links und rechts flankiert von breiten Streifen in Regenbogenoptik; davor, auf rotem Grund: eine nackte Gestalt, die trotz ihrer dunklen Farbe nicht düster wirkt, sondern als ernster, menschlicher Kontrast zu einem heiter-bunten unbelebten Ambiente. Angelika Leßmeier hat den meisten ihrer Werke keine Namen gegeben – bewusst nicht, da sie „die Phantasie nicht bevormunden möchte“. Ich gebe zu: ich reagiere gerne unwirsch, wenn ich auf einem Bild nichts erkenne und das dann „ohne Titel“ benannt ist („Wenn nicht mal der Maler selber weiß, was er darstellen wollte ...“). Hier ist das Bild allerdings in sich so aussagekräftig, dass es tatsächlich keines Titels bedarf.
Erst recht erschließt sich mir die Erklärung mit der unvoreingenommenen Phantasie bei einem weiteren Bild, das ich persönlich (andere haben sicherlich ganz andere Assoziationen) ziemlich schnell als „Fegefeuer“ erkannt habe:
Fegefeuer ... oder?
Drei große leuchtend-gelbe Blöcke verleihen dem Bild Struktur, wirken gleichzeitig massiv, wie Felsen, die eine Binnen-Welt, eine Unter-Welt einfassen, umschließen, einsperren. Diese Binnen-Welt ist kräftig-bunt ausgestaltet: ganz unten mit beängstigend-düsteren Farben, aufgehellt von rötlichen Flecken: dem Widerschein der Höllenflammen? Nach oben wird es heller, nähert sich dem Himmelsblau an. Bevölkert ist die Unter-Welt von kleinen, menschenartigen Gestalten, teils noch einmal in kleine Zellen eingesperrt, teils von den roten Flammen bedroht, teils fatalistisch-abwartend hingekauert; einige aber auch hoffnungsvoll-sehnsüchtig nach oben gereckt … Eine Leiter, die vom Höllenfeuerrot hinauf deutet ins Himmelsblaue nährt die Hoffnung, dass es einen Weg hinaus gibt …
Akt oder abstrakt
Weiterhin sehenswert sind in der Ausstellung ein paar kräftige Männerakte. Und ein sehr ansehnlicher Frauenakt.
Und schließlich hat die Künstlerin „in jüngerer Zeit mit dunkleren Farben und abstrakteren Formen experimentiert“. Zwei Beispiele dafür hängen in der abgelegensten Ecke der Galerie. Will sie damit ausdrücken, dass dies nicht unbedingt „ihr eigentlicher Stil“ ist? Dass sie glaubt, mit den anderen – farbigeren, konkreteren – Bildern mehr ausdrücken zu können? - Dem könnte man zustimmen.