Erfahrener Klassik-Regisseur mit Herz für die Moderne

Jan Steinbach wird neuer Schauspieldirektor in Detmold

(Foto: Landestheater Detmold)

 

g.wasa     -     Detmold     -     Das Personalkarussell am Landestheater Detmold hat sich eine Runde weiter gedreht: Jan Steinbach wird neuer Schauspieldirektor. Bekanntlich wechselt der langjährige Detmolder Intendant Kai Metzger zur Spielzeit 2018/19 nach Ulm. Zu seinem Nachfolger wurde schon im Mai 2017 Georg Heckel bestimmt – bis dahin Operndirektor und stellvertretender Intendant am Theater Augsburg. Und der Neue ist nun dabei, sich sein Leitungsteam zusammenzustellen – das übliche Verfahren bei einem Intendantenwechsel.

 

Jetzt, kurz vor Weihnachten, hat sich also Jan Steinbach zunächst der Gesellschafterversammlung, dann der Presse vorgestellt:

 

Werdegang

Er ist 1976 geboren, hat in Kassel Germanistik, Anglistik und Philosophie studiert, dann Theaterregie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt/M. – Als Abschlussarbeit hat er Wolfgang Bauers „Magic Afternoon“ inszeniert (Hessisches Staatstheater Wiesbaden, 2006) und dann als Diplomarbeit Jon Fosses „Die Nacht singt ihre Lieder“ (2007, ebenfalls Wiesbaden).

 

Erfahrungen – Erwartungen

Seither arbeitet er als freier Regisseur, unter anderem in Meiningen, am Theater Vorpommern und an der Landesbühne Niedersachsen Nord, wo er zurzeit Molières „Menschenfeind“ inszeniert (Premiere am 06.01.2018). Bisher hat er vor allem zahlreiche Klassiker inszeniert, darunter Schwergewichte wie Goethes „Iphigenie“ oder die „Stella“, mit der er für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert wurde. Dabei hat ihm die Presse – im Hinblick auf seinen „Danton“ und vor allem seinen „Sommernachtstraum“ – auch schon bescheinigt, „für kontroverse Meinungen im Spielgebiet“ gesorgt zu haben. Wer an lebendigem Theater interessiert ist, wird das als Kompliment lesen! Man darf also hoffen, dass er auch an Klassiker durchaus mal unkonventionell und mit Mut zum Experiment herangeht.

 

Ein Herz für die Moderne  

Erfreulich auch sein Herz für die Moderne, die er in Zukunft in Detmold pflegen will. Gerade auch im Grabbehaus wird er – so sein Versprechen – den „Fokus aufs Zeitgenössische“ richten. Überhaupt erscheint seine Sicht aufs Theater sympathisch: Theater ist für ihn Begegnungsstätte und immer noch oder gerade heute im Zeitalter der Fakenews ein besonderer Ort, der dadurch authentisch ist, dass hier „alles in Echtzeit passiert“ und damit überprüfbar ist, auch wenn das Dargestellte natürlich meist Fiktion ist. Aber diese authentische Darstellung von Geschichten kann und soll dazu beitragen, die Sicht des Betrachters auf die Welt – gerade auf die Welt außerhalb des Theaters – immer wieder zu überprüfen und zu hinterfragen, im Idealfall neue Aspekte zu entdecken und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei betont Steinbach die Bedeutung des Zuschauers: „ich fühle mich nicht gemeint“ als Reaktion des Publikums aufs Bühnengeschehen dürfte es nach Überzeugung des neuen Schauspieldirektors nicht geben. Das uralte Theaterprinzip „tua res agitur“ (= deine Sache wird verhandelt) lässt grüßen!

 

Eine persönliche Erwartung: Hoffnung geweckt

 Wer meinen Widerwillen gegen Dramatisierungen von Filmen (und Romanen) kennt und mein Unverständnis dafür, dass ein Theater – anstatt eines von zahlreichen guten Theater­-Stücken zu inszenieren – es sich antut, den traurigen Abklatsch einer Geschichte auf die Bühne zu bringen, die für ein ganz anderes Medium entwickelt worden ist, der wird meine ganz persönliche Freude über Steinbachs (möglichst neutrale) Antwort auf meine entsprechende (bemüht neutral gestellte) Frage verstehen: Dass nämlich nach seiner Auffassung „Theater und Theater-Stücke gut zusammenpassen“. 

 

Meine persönliche Neugierde: nicht befriedigt

 

Am Ende muss ich hinnehmen, dass meine persönliche Neugierde nicht befriedigt wird: die Frage, mit welchem Stück er seinen Einstand in Detmold geben werde,  konnte / durfte er nicht beantworten. Schließlich ist der kommende Spielplan noch strikt unter Verschluss. Immerhin hat er schon mal angedeutet, was er sich als „roten Faden“ im Spielplan vorstellen könnte: das Verhältnis zwischen Individuum und dessen Umwelt sowie die Grenzen zwischen beiden. – Vielversprechend!