Qualität in Vielfalt

Theaterpreise 2024

Bedurfte es noch eines Beweises für die Vielseitigkeit des Landestheaters? Dann wurde der mit der Verleihung der diesjährigen Detmolder Theaterpreise erbracht. Die wurden nämlich vergeben an Theaterkünstlerinnen und -Künstler für ihre Arbeit in den unterschiedlichsten Rollen, in einem breiten Spektrum an Stücken aus den verschiedenen Genres:

v.l.n.r.: Andreas Trotz (Theaterfreunde), Jens-Olaf Buhrdorf (Theaterfreunde), Dr. Beate Schütz (Theaterfreunde), Lotte Kortenhaus (Musiktheater), Stella Hanheide (Schauspiel), Intendant Georg Heckel, Sebastian Ott (Orchestervorstand), Jürgen Wannhoff (Theaterfreunde), Stefanie Claucig (Orchestervorstand), Dr. Axel Lehmann (Landrat), Banar Fadil (Junges Theater), Veronika Jungblut (Ballett). – Foto: Landestheater (© Marc Lontzek). -  Alle Fotos: Landestheater.

 

Die Preise wurden jetzt im Rahmen der Abschiedsfeier für den scheidenden Intendanten Georg Heckel verliehen. Zuvor hatte das Publikum des Landestheaters seine Lieblinge aus den einzelnen Sparten in einer groß angelegten Abstimmung auswählen können. Bereits zum 12. Mal wurden die Preise vergeben, wie gewohnt in Form von Ehrenringen mit den charakteristischen Theatersäulen, eigens angefertigt von der Goldschmiede Friemel.

 

Ausgelobt wird der Preis vom Landestheater zusammen mit den „Theaterfreunden“ (= dem Förderverein des Landestheaters), der Lippischen Landes-Zeitung und mit dem Kreis Lippe. Deren Vertreter überreichten jetzt die Ringe an die Gewinner.

 

Wie immer hatte es ein starkes Kandidatenfeld gegeben und manche Entscheidung war knapp ausgefallen. Die größte Zustimmung fanden diesmal:

 

Lotte Kortenhaus im Musiktheater

 

Die Mezzo-Sopranisten hat zuletzt in der Oper „Dead Man Walking“ begeistert: mit dem beeindruckenden psychologischen Porträt der verzweifelten Mutter eines zum Tode verurteilten Verbrechers. – Im „Don Giovanni“ hatte sie als Doña Elvira brilliert.

Bereits früher am Abend hatte sie die Teilnehmer von Heckels Abschiedsparty mit „Ich hätt‘ getanzt heute Nacht“ unterhalten – einem der Hits aus „My Fair Lady“, worin sie die liebenswerte Heldin Eliza verkörpert hatte.

 

Aus unserer damaligen Kritik:

Star des Abends war dann Lotte Kortenhaus (die als Eliza natürlich auch eine tolle Rolle hat): Sie erfreut nicht nur mit ihrer Stimme, sie überzeugt auch als Schauspielerin, indem sie die freche Gassengöre ebenso glaubhaft verkörpert wie die verzweifelte gepiesackte Sprachschülerin. Und wie sie dann als vornehme Lady in weißer Abendrobe die Treppe herunterschreitet, herabschwebt - da könnte selbst Audrey Hepburn neidisch werden.

 

 

Mehr von Lotte Kortenhaus konnten ihre Fans „bei einem Glas Wein“ erfahren

Stella Hanheide im Schauspiel:

Kürzlich hat sie souverän die weiblich-männliche Doppelrolle der Viola / des Cesario in Shakespeares „Was ihr wollt“ gemeistert.

 

Aus unserer Kritik:

Auch noch Viola grob herabzuwürdigen, haben sich die Detmolder dann doch nicht getraut. Stella Hanheide macht immer „bella figura“, ob in der weiblichen oder in der männlichen Ausprägung, als Viola und als Cesario. An sie mag sich auch der Fan Shakespear‘scher Poesie halten, welche sich natürlich auch hier – neben aller Derbheit – reichlich findet.

Auch – beispielsweise - in den „Räubern“ hat sie in einer Multirolle geglänzt.

 

Ganz besonders beeindruckt hat sie als „Else (ohne Fräulein)“ nach Schnitzler:

 

Gleich der erste Auftritt ist ein kleines Highlight. Stella Hanheide, die 27jährige Schauspielerin, gibt glaubwürdig den Teenie, das Schulmädchen. Wie sie da von hinten den Steg erklimmt, wie sie halb schüchtern, halb keck in die Runde blickt – da könnte man in ihr das „süße Mädel“ sehen, diese typisch Schnitzlersche Figur, diesen Männertraum der besseren k.k.-Gesellschaft.  Jedenfalls gewinnt sie schon mal die Sympathie des Publikums.

 

Veronika Jungblut im Tanztheater:

Für sie war der Abend der Preisverleihung auch ein Abschied: Zur nächsten Spielzeit wechselt sie zum großen Staatstheater Karlsruhe – ein Verlust für die Detmolder Truppe, was Ballettdirektorin Katharina Torwesten so kommentiert: „Wir sind stolz und gleichzeitig traurig.“ Denn: die „absolute Hochbegabung“ habe sich zur ersten Solistin des Hauses hochgearbeitet. Das Publikum sah das wohl ähnlich und verlieh ihr den Theaterring 2024 für ihre Auftritte etwa in Romeo und Julia, im Schwanensee oder in Jesus Christ Superstar. –

 

Im „Dschungelbuch“ war sie sowohl Affe als auch Wolf und hat mich besonders als Schlange Kaa beeindruckt.

 

Aus der Dschungelbuch-Kritik:

Die ganze Truppe „überzeugt mit der genauen Darstellung von Menschen und Tieren. Diese atemberaubende Akrobatik und gleichzeitig diese bezaubernde Anmut, mit denen die Tänzerinnen und Tänzer die Figuren des Stücks, gerade auch die Tierfiguren, zum Leben erwecken  … Veronika Jungblut schlängelt sich mit faszinierenden Bewegungen durch den Dschungel.

Banar Fadil vom Jungen Theater …

… steht schon auch mal im Schauspiel seinen Mann, so etwa in „Kinder der Sonne“. –

 

Aus der Kritik:

Ein Außenseiter ist der Hausbesitzer Awdejewitsch (fast schon mafiös: Banar Fadil), ein Wiedergänger Lopachins aus dem „Kirschgarten“: ein Emporkömmling, der mit seinem robusten Geschäftssinn das degenerierte russische Feinbürgertum bald hinter sich lassen wird („Sie werden immer reicher, was? – Wie soll ich sagen? Ich breite mich aus.“)

 

 

Den Ehrenpreis…

… erhielt das Symphonische Orchester anlässlich des 175. Jubiläums für sein Gesamtwerk.